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Jugend 19.05.2016

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Basel im Chorfieber: Das Europäische Jugendchorfestival feierte seinen 10. Geburtstag

Europas singende Jugend in Basel zu Gast - bereits zum 10. Mal (Bild: Werner Laschinger)

Die Jubiläumsausgabe des 10. Europäischen Jugendchorfestivals in Basel war ein überwältigender Erfolg. Zwischen dem 4. bis 8. Mai kam das Publikum in den Genuss von über 40 Veranstaltungen mit Chormusik auf höchstem Niveau – teilweise unter freiem, wolkenlosen Himmel. Das Programm des 10. EJCF gestalteten insgesamt 18 Chöre aus Belgien, Bulgarien, Georgien, Griechenland, den Niederlanden, Norwegen, Russland, Schweden, Schweiz, Spanien und der Türkei sowie der aussereuropäische Gastchor aus Indonesien.

Kathrin Renggli, Festivaldirektorin, hob in ihrem Fazit kurz nach dem Verklingen der letzen Töne des diesjährigen EJCF vor allem die breite Unterstützung heraus, die dem Festival in diesem Jahr entgegengebracht wurde: «Dieses Mal war besonders spürbar, wie das Festival von der gesamten Bevölkerung mitgetragen wird.» Dies zeigte sich auch an den sehr gut besuchten Konzerten: «Der Andrang war überwältigend.» Für die Chöre und für das Organisationskomitee sei das die schönste Wertschatzung, so Kathrin Renggli weiter. Am Samstagnachmittag boten auch die an fünf Standorten plazierten Freiluftbühnen auch Gelegenheit, die Chöre aus 18 Ländern spontan bei einem Spaziergang durch Basel zu erleben. Das Wetter zeigte sich während des «Singe uf dr Strooss» von seiner besten Seite, und so liessen es sich Tausende von Besucherinnen und Besuchern nicht nehmen, die Jugendchöre zu unter freiem Himmel zu hören und zu sehen.

Aber auch neben den offiziellen Veranstaltungen begegnetem einem in den Strassen und Gassen Basels hie und da singende junge Choristinnen und Choristen, die in ihren Konzertpausen die Stadt erkundeten. Es herrschte eine begeisternde Atmosphäre – Basel war dieser Tage im Chorfieber.

Die Ballone markierten den Schluss der Jubiläumsveranstaltung auf dem Basler Münsterplatz

«The Power of Music» auf dem Münsterplatz – bewegende Jubiläumsfeier

Das Programm der Jubiläumsausgabe war vielfältig und bot sowohl hinreissende  Eröffnungskonzerte in Basel und Liestal, besinnliche Auffahrtsgottesdienste in Basel und der Region, Konzerte zu verschiedenen Themen wie «Sang und Klang», «Ade bini loschtig gse» oder «Sweeties» und die beliebten Lunchkonzerte in übervollen Kirchen. Die lokale Kinder- und Jugendchorszene, sieben Gymnasiumschöre sowie neun Nachwuchschöre aus der Region präsentierten ein abwechslungsreiches Liederprogramm.

Ein bewegendes Ereignis war der Jubiläumsevent. Unter dem Motto «The Power of Music» versammelte sich das Publikum zahlreich auf dem Münsterplatz. «Gott war ein Sänger», scherzte Festivaldirektrorin Kathrin Renggli in ihrer Ansprache ob dem sommerlichen Wetter. Geburtstagswünsche überbrachten Slampoet Laurin Buser, Nationalrätin Maya Graf und die Philosophin Annemarie Pieper. Danach wanderten die 18 Festivalchöre, also insgesamt rund 800 Sängerinnen und Sänger, sternförmig auf den Münsterplatz – alle Chöre ihre eigenen Stücke singend. Diese «europäische Kakophonie» löste sich jedoch langsam zur vorgängig mit den Publikum eingeübten (und von neun Alphörnern unterstützen) Naturtonmelodie auf: Der gesamte Platz, Publikum und Festivalchöre, sang sie gemeinsam, bis farbige Luftballons in den Himmel stiegen und so den Schlusspunkt der Jubiläumsfeier markierten.

Der indonesische Gastchor Cordana während des Workshops in der Musik-Akademie Basel

Indonesien zu Gast in Basel

Die längste Anreise ans Europäische Jugendchorfestival hatten in diesem Jahr die Sängerinnen und Sänger des Indonesian Children’s & Youth Choir Cordana. Der Gastchor sorgte bei allen seinen Auftritten für Staunen und Begeisterung: farbenprächtige Kleidung und choreographierte Tänze gehören zusammen mit Gesang, begleitet von Gamelan-Instrumenten, zur traditionellen indonesischen Chortradition. Im Rahmen des Workshops in der Musik-Akademie Basel, der in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Basel, wurden dem Publikum einige tänzerische und gesangliche Elemente sowie die verschiedenen regionalen Stilrichtungen näher erklärt: etwa, dass die Singstimmen oft Instrumente imitierten, oder dass die Tanzelemente eng verbunden sind mit der Natur und so Palmblätter oder Schmetterlinge zeigten. Zur Freude aller im vollbesetzten Saal gab es viele Unerschrockene im Publikum, die sich auf die Bühne wagten, um sich einige der Tanzelemente zeigen zu lassen – nachmachen war Pflicht.

Der Chor Cordana aus Indonesien präsentierte sowohl geistliche als auch Tänze, die ausschliesslich zur Unterhaltung bestimmt sind. Damit gewährte er dem Schweizer Publikum einen tiefen und wertvollen Einblick in die vielfältige Musikkultur der indonesischen Inseln.   Weiter legt der Chor grossen Wert auf die Einstudierung von Stücken sowohl christlicher als auch islamischer Herkunft – eine Herzensangelegenheit der Chorleiterin, die sich nach dem Tsunami-Unglück die konfessionsübergreifende Arbeit zum Ziel gesetzt hat.

Wiedersehen mit dem Gastchor aus Indonesion auf einer der fünf Open-Air-Bühnen in der Stadt Basel

Festliches Jubiläumskonzert: «The Colours of Cultures»

Beim diesjährigen Galakonzert am Samstagabend stand das Motto «The Colours of Cultures» im Mittelpunkt. Dahinter verbirgt sich die Idee, die Schweizer Musikkultur mit derjenigen Norwegens, Bulgariens, der Türkei und den Niederlanden zu verbinden. So verarbeiteten Komponisten aus ebendiesen Ländern Schweizer Volkslieder. Die Uraufführungen im Stadt-Casino Basel von «Anneli, wo bisch geschter gsi» in einer bulgarischen (Arr. Stoyan Ivanov Paurov) und einer norwegischen (Arr. Frank Harvøy) Bearbeitung sowie von «Dei oben uf em Bergli» im niederländischen (Arr. Hans Cassa) und türkischen (Arr. Hasan Uçarsu) Kleid sorgten für Begeisterungsstürme im Publikum. Die interpretierenden Chöre hatten ebenfalls sichtlichen Gefallen an dieser musikalischen Verschmelzung verschiedener Musikkulturen: Die Jugendchöre aus den vier Ländern sangen die Werke jeweils gemeinsam mit dem Schweizer Jugendchor – eine bleibende Erinnerung für alle Beteiligten (mehr zu den Eindrücken des SJC am Jugendchorfestival 2016).

Die Festrede an diesem Abend hielt der Botschafter der Europäischen Union für die Schweiz und Lichtenstein, Richard Jones. Er betonte die Fähigkeit von Musik, unsichtbare Bilder in den Geist zu bringen, und bezeichnete sie als die wertvollste zivile Hervorbringung überhaupt.

Der Schweizer Jugendchor zusammen mit dem Female Academic Folk Chori am festlichen Jubiläumskonzert im Casino Basel

Schlusskonzert restlos ausverkauft

Auch in diesem Jahr war das Schlusskonzert bereits lange vorher ausverkauft. Der gemeinsame Auftritt aller 18 Chöre im Theater Basel bildete zweifelsfrei einen grossen Höhepunkt des Festivals. Die Chöre verabschiedeten sich mit ihrem Lieblingsstück, anschliessend stimmten die 800 Kinder und Jugendlichen zusammen mit dem enthusiastisch applaudierenden Publikum den Festivalsong «Music is everywhere» (geschrieben vom Tessiner Komponist Ivo Antognini) an.

Impressionen und Ausblick

Als Erinnerung an das Jubiläumsfestival ist unter eine Live-CD mit Mitschnitten der beiden Eröffnungskonzerte erhältlich (www.ejcf.ch). Wenn Sie das 10. EJCF in Bild und Ton noch einmal Revue passieren möchten, finden Sie auf dem EJCF-Youtube-Kanal  einige Auftritte und zu gegebener Zeit eine ausführliche Bildergalerie.     

Das 11. Europäische Jugendchorfestival ist über die Auffahrtstage 2018 geplant.

Weitere Informationen unter www.ejcf.ch oder www.facebook.com/jugendchorfestival

 

FF