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Chöre 31.01.2020

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Inspirierende Konzertprogramme

Zeit mit Chormusik zu verbringen ist ein Hobby, das auch Junge begeistert. Wichtig ist dafür, dass sich Sängerinnen und Sänger in der Musik wiederfinden und dass sie inspiriert werden. Wie dies möglich ist, zeigt der Kammerchor molto cantabile aus Luzern seit vielen Jahren.

Genauer gesagt ist es der Verdienst der Arbeit der Chorleiter Andreas Felber und seines Kollegen Benjamin Rapp. Sie sind dafür bekannt, überraschende und packende Themenprogramme zu entwickeln. Im Konzert wollen sie keine Chormusik, die für sich alleine steht, sondern ein Gesamtkunstwerk, das den Bezug zu zeitgenössischem Musikschaffen zeigt, erlebbar machen. Die gewählten Themen gehen bis zu den Wurzeln des Menschseins: Ein inszeniertes Programm mit elektronischer Musik und (u.a.) choral gesungenen Bachwerken fand in der im Hausberg Luzerns liegenden Zivilschutzanlage Sonnenberg statt. Die Aufführung mit dem Titel «Sehnsucht» regte zur Reflexion darüber an, wie viel Freiheit und wie viel Schutz für ein gutes Leben nötig ist. Beklemmende Gänge, Treppenhäuser und Säle wurden zu Gänsehaut erzeugenden Konzertorten und Musikerlebnissen, die hängen blieben.

«Heimat» war ein weiteres Programm, das unter die Haut ging. Der inflationär verwendete Begriff wurde dank Kompositionsaufträgen neu interpretiert. Traditionelles Liedgut wurde vom Klassiker zum entstaubten, lustvollen Lebenselixier.  

Und nun folgt das aktuelle Programm unter dem Titel «Zwiespruch»: Ein Wort, das zur Zeit Goethes in den damaligen soziale Netzwerk gang und gäbe war. Heute denkt man eher an eine Wortkreation einer Spoken-word-Artistin… und liegt damit nicht falsch! Im nächsten Programm beleuchtet molto cantabile zusammen mit der Bachmann-Preisträgerin und Spoken Word Artistin Nora Gomringer die Gespaltenheit der heutigen Zivilisation in einem alten Industriebau. Der Schrecken des Krieges, der erst durch die Industrialisierung im heutigen Ausmass möglich wurde, kontrastiert mit der Gegenüberstellung von romantischen Naturbildern. In einer Zeit, in welcher der Klimawandel die Jungen mobilisiert, fällt es mit diesen Themen nicht schwer, an ihre Lebenswelt anzuknüpfen. Der Chor ist begeistert dabei, probt romantische und zeitgenössische Musik und diskutiert in den Pausen über die Inhalte der Werke. 

Spannende und kontrastreiche Programme können Schnittstellen aufzeigen. Geschickt gewählte Gegenüberstellungen können inspirieren: Alte und neue Musik kann verstören und zum Nachdenken anregen. Thematisch gebündelte Zeitsprünge lassen uns die Welt mit neuen Augen sehen.

 

Webseite: http://moltocantabile.ch/de

molto cantabile bei der Probe Bild: zVg

Nora Greter