Nachrichten

Jugend 30.04.2021

<< zurück

Céline Grandjean über das Potential und die Zukunft des SJC

Céline, du bist Musikerin, Musikwissenschaftlerin, Chordirigentin, Leiterin verschiedenster Chöre und nun auch Präsidentin des Schweizer Jugendchores – warum diese neue Herausforderung?

Die Förderung der Chorkunst liegt mir sehr am Herzen. Die Sängerinnen und Sänger des SJC sind sehr kompetent, talentiert und voller Ideen. Deshalb sind sie für mich die Zukunft des Schweizer Chorgesangs. Dazu habe ich den Austausch zwischen der deutschen und der lateinischen Schweiz immer ausserordentlich geschätzt und bin überzeugt, dass in nationalen Projekten grosses Potenzial steckt. Ich freue mich sehr darauf, mit und für den Nachwuchs zu arbeiten und spannende Projekte anzupacken.

 

Was möchtest du als neue Präsidentin des SJC unbedingt umsetzen?

Als Welschschweizerin bedaure ich, dass der SJC in diesem Teil der Schweiz nicht sehr bekannt ist. Mein Ziel ist es, dass der SJC die verschiedenen Regionen und die kulturelle Vielfalt unseres Landes noch besser repräsentiert. Sei es in Bezug auf die Herkunft der Mitglieder, des Repertoires, der Orte, an denen der Chor auftritt oder der Gastdirigenten. Zudem möchte ich den SCJ besser in die Schweizer Chorszene integrieren, sprich: Mehr Synergien schaffen - vor allem mit den anderen Jugendchören. Auch soll der SJC im Ausland mehr Bekanntheit erlangen.

 

Was ist jetzt die dringendste Aufgabe?

Zuerst der Ausstieg aus der Corona-Krise. Der Vorstand verfolgt die Situation sehr genau und bereitet sich schon jetzt auf mehrere Szenarien vor. Wir hoffen auf eine baldige Verbesserung der Situation - denn für die Chormitglieder ist es geradezu lebensnotwendig, möglichst bald wieder gemeinsam singen zu können! Doch auch die Weiterentwicklung des Chores, gerade in diesen unsicheren Zeiten ist mir ein grosses Anliegen. Zudem sind mehrere Revival-Projekte für dieses Jahr geplant, insbesondere eine Teilnahme an den Bachwochen Thun oder die Aufnahme einer Weihnachts-CD.

 

Welchen Stellenwert hat die Musik in deinem Leben?

Die Musik ist mein Job und meine grösste Leidenschaft. Musik ist für mich eine Sprache, die es erlaubt, Emotionen zu übertragen und Dinge leichter auszudrücken als mit Worten. Besonders mag ich das gemeinsame Musizieren. Es schafft Verbundenheit und fördert den Austausch.

 

War es für dich schon immer klar, dass du Musik zu deinem Beruf machen willst?

Nein, überhaupt nicht. Mit sechs habe ich angefangen, Klavier zu spielen und seit ich acht bin, singe ich in Chören. Mit 14 hatte ich dann keine Lust mehr und wollte mit allem aufhören. Doch meine Eltern ermunterten mich weiterzumachen. Durch verschiedene musikalische Erlebnisse, unter anderem Konzerte, wurde mir dann klar, dass Musik doch mehr als nur ein Hobby für mich ist. Also studierte ich später Musikpädagogik und so kam ich auf den Geschmack der Chorleitung.

 

Was war dein erstes Konzert mit einem Chor?

Mit meinem Kinderchor dufte ich einmal das «Stabat Mater» von Pergolesi singen. Das war meine erste Begegnung mit einem Orchester. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt und mich dazu gebracht, das Abenteuer Chorsingen weiter zu verfolgen. Diese Musik berührt mich noch heute.

 

Was war dein grösstes Gänsehauterlebnis mit einem Chor?

Als ich zum ersten Mal alle 900 Chormitglieder und 100 Instrumentalisten des Fête des Vignerons dirigierte. Wir probten in einem grossen Sportkomplex und ich hatte vor mir auf der Tribüne all diese Leute, die den energiegeladenen Schlusssong sangen und spielten. Das war magisch!

 

Ergänze den Satz: Eine Welt ohne Gesang wäre….

…eine Welt ohne Seele.

 

Bei so vielen Ämtern und Leitungen in deinem Job in der Musikbranche ­– machst du in deiner Freizeit auch noch Musik?

Ja, natürlich! Zwar lese ich auch gerne oder gehe in den Bergen wandern… Aber die meiste Zeit verbringe ich damit, Musik zu hören oder Musik zu machen. Vor ein paar Monaten habe ich angefangen, Viola da Gamba zu lernen, nur so zum Spass.

 

Was wünschst du dir für die Zukunft des SJC?

Ich hoffe, dass der SJC auch weiterhin ein Ort bleibt, an dem sich musikalische Qualität und Freundschaft verbinden.

Interview: Rahel Röthlin