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Ein Chor für Menschen ab 60: Der Chor Ausserschwyz 60+ – ein Erfolgsmodell
1. An was für einem Projekt proben Sie im Moment?
Die nächste Probe ist am Donnerstag, da wird der Dirigient uns das nächste Projekt vorstellen. Ich nehme an, dass wir einen Pfingstgottesdienst gesanglich unterstützen, ein bekannter Organist und Vollblutmusiker begleitet uns dabei. Das wird sicher spannend, mit einem Profi zusammenzuarbeiten. Normalerweise singen wir in Altersheimen vor einem kleinen Publikum-
2. Wie kann man sich die Proben in Ihrem Chor vorstellen? Was läuft gleich und was läuft vielleicht anders als in einem „gewöhnlichen“ Chor?
Anders ist sicher, dass wir sitzen bleiben können beim Singen, dass wir nicht auswendig lernen müssen, wir müssen keine Noten lesen können, das Liedgut ist relativ einfach, aber manchmal auch herausfordernd. Wir singen viele Schweizer Lieder, aber auch in anderen Sprachen.
3. Welchen Stellenwert nimmt bei Ihnen die Stimmbildung ein?
Der Dirigent legt grossen Wert auf die Stimmbildung, vor allem im Sopran ist es wichtig, die Stimme richtig einzusetzen, sonst "quitschen " die Damen in den hohen Tönen. Im Alter (ich fühle mich zwar nicht alt, obwohl ich auch 73 bin) ist auch die richtige Atmung wichtig, dafür erhalten wir auch wertvolle Tipps.
4. Ihr Chor hat eine beachtliche Grösse! Wie erklären Sie sich den Erfolg dieses Chormodells?
Wir haben sehr viele erfahrene Sängerinnen und Sänger, die vorher oder immer noch in andern Chören singen oder gesungen haben. Neulinge fühlen sich so sicher und werden durch diese Stimmen getragen. Dies reduziert Stress. Zudem sind die Proben am Morgen in einem Schulhaus, das gut an den ÖV angebunden ist und Parkplätze sind auch in der Nähe. Damit die Leute sich die Namen merken können, haben wir Namensschilder, auch das reduziert wahrscheinlich Stress....
Der Dirigent löst viele Problem mit Humor, er bringt uns immer wieder zum Lachen. Die Gruppe ist sehr fröhlich und wir freuen uns, wenn wir uns begegnen.
Ich denke schon, dass die Chorleitung wesentlich dazu beiträgt, dass es den so gut Leuten gefällt und sie sich wohlfühlen. Im Vorstand selbst sind wir ein angenehmes Team, der Präsident leitet uns umsichtig und wir haben einen respektvollen Umgang miteinander.
Unsere Chormitglieder haben alle eine grosse Lebenserfahrung und entsprechende Lebensweisheit. Wir können uns schon noch über Dinge aufregen, die uns nicht passen, doch meistens wissen wir, dass das gar nicht mehr nötig ist. "Altersnachsichtigkeit" heisst das wahrscheinlich.
5. Haben Sie sich schon überlegt den Chor zu teilen oder wollen Sie in dieser Grösse weitersingen?
In Coronazeiten - als wir wieder singen durften - haben wir den Chor aufgeteilt, damit nicht zu viele Personen im Saal sind. Wir waren aber sehr vorsichtig, Maskentragen bis zum Stuhl war Pflicht, Hände desinfizieren ebenfalls.
Als wir das 100. Mitglied aufgenommen haben, wurde das Aufteilen kurz andiskutiert, aber sofort wieder verworfen. Wir tönen in dieser Grösse natürlich sehr gut, haben einige wirklich gute Bässe und so macht das Singen grossen Spass.
6. Was müsste ein anderer Kantonalverband bei der Organisation beachten, wenn er auch einen solchen Chor ins Leben rufen möchte?
Hier die Antwort unseres Präsidenten:
Die Probe vormittags oder nachmittags durchzuführen, denn die Altersgruppe 60+ möchte grossmehrheitlich nicht abends proben. Dazu ist es sehr wichtig einen Dirigenten oder Dirigentin zu finden, die untertags die entsprechende Zeit zur Verfügung stellen kann. Dazu bereits ein Probelokal mit dem nötigen Platz evaluieren und sicherstellen. Auch sollte vor der Vereinsgründung ein möglicher Vorstand bereits vorhanden sein.
7. Wie Sie schreiben, nimmt auch das Soziale eine wichtige Rolle im Chor ein. Können Sie mir ein bisschen darüber erzählen?
- Vereinslokal ist ein bekanntes Restaurant in Siebnen, dort treffen sich immer einige Sängerinnen und Sänger nach den Proben zum gemeinsamen Mittagessen
- An den Auftritten in den Altersheimen (machen wir vierteljährlich) wird nach dem "Ständli" jeweils ein Apéro aufgetischt, dieser wird rege benutzt und verstärkt die sozialen Kontakte.
- Zum Jahresschluss, das ist bei uns vor den Sommerferien, machen wir immer einen kleinen Ausflug mit einem gemeinsamen Mittagessen.
- Da gibt es manchmal Tanzeinlagen, kleine Sketches, wir singen und musizieren. Natürlich müssen wir immer ein passendes Lokal suchen, in dem wir genügend Platz haben.
- Einmal fiel das GV-Datum auf einen schmutzigen Donnerstag (hier im Kanton Schwyz ist Fasnacht die wichtigste Jahreszeit). Der Vorstand führte die GV durch als Hippies, Chormitglieder nahmen ebenfalls maskiert teil.
- Für die letzte Probe vor Weihnachten haben die Frauen Guetzli gebacken und Punsch aufgetischt, um sich bei den Männern zu bedanken, die immer die Stühle aufstellen und wegräumen müssen.
8. Gibt es etwas, das ich noch nicht gefragt habe, das Sie noch sagen möchten?
In unserer Altersgruppe gehört auch der Tod dazu. Der Vorstand versucht jeweils an den Beisetzungen vertreten zu sein. In Coronazeiten war dies nicht möglich.
Sängerinnen und Sänger werden krank, können nicht mehr singen. Unser Präsident ist da sehr aufmerksam und fragt nach, wenn es jemandem nicht gut geht. In Coronazeiten, als wir nicht proben konnten, haben wir vom Vorstand die Sängerinnen und Sänger angerufen für einen kurzen Schwatz.
chor60plus.ch
Isabelle Schmied